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CD-Kritiken
PianoNews | Rafael Sala | 3/2005
PianoNews 3/2005
Dass sich die Musik Johann Sebastian Bachs wie keine andere für epochale Grenz-Überschreitungen anbietet, das wissen wir nicht erst seit Jacques Loussier mit seinen Jazz-Einspielungen. Bereits die Romantiker haben sich des Bach’schen Materials bedient. Ein wenig von romantischer Farbgebung scheint sich auch David Theodor Schmidt für seine Einspielung von Bachs Englischer Suite in d-Moll abgeschaut zu haben: Der 22-jährige Pianist aus Erlangen, der vor vier Jahren den renommierten Köthener Bach-Wettbewerb gewonnen hat, beeindruckte mit einer Interpretation, die sich extreme Stimmungslagen zu eigen macht und formale Grenzen ausloten will. Schmidt schreckt auch vor dem Spiel mit dem Feuer nicht zurück, um der Konvention zu entgehen – das macht seinen Bach riskant und sympathisch zugleich. Während er etwa den langen Fugato-Teil des Präludiums mit einem fast aberwitzigen Tempo auflädt (was leider bisweilen zu Lasten der polyphonen Dichte dieses Satzes geht), reichert er die Sarabande mit einer Spannung an, die sich beinahe ins Meditativ-Expressive steigert. Dazwischen liegen eine Allemande, die an Elegie, und eine Courante, die an Spritzigkeit kaum zu überbieten ist. In der tänzerischen Gavotte wiederum lässt er die Triller hüpfen, als gelte es, selbst noch eine Tarantella von Liszt an Witz und Dreistigkeit auszustechen. Doch nie büßt diese Experimentierlust an Ausgewogenheit und klanglicher Balance ein, nie geht sie zu Lasten barocken Stilempfindens, das neben aller Üppigkeit eben auch ganz Reinheit sein will. Selten ist Bach so glasklar und eruptiv zugleich gespielt worden.
Von durchdringender Transparenz sind die Bach/Busoi-Orgelchoräle und ein unerwartet verhaltener César Franck, die Schmidt selbst in den glitzernden Läufen mit Grübelei und Schwermut umgarnt: Der junge Pianist ist eben für vieles zu haben – bloß nicht für Konventionen.
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